Es gibt einen neuen Film zum
Jakobsweg in Spanien. Sein Titel: „Camino de Santiago“. Die Schweizer Dokumentarfilmer Jonas Frei und Manuel Schweizer haben den Jakobsweg per Fahrrad „gemacht“ und dabei Pilger interviewt.
Hier unsere kleine Filmkritik.
Phänomen des 21. Jahrhunderts
Der Jakobsweg ist zu einem Phänomen des 21. Jahrhunderts geworden. Wen hat es noch nicht auf den Jakobsweg zur Pilgerreise ins spanische
Santiago de Compostela gezogen – zumindest gedanklich? Seit im Jahre 2006 Hape Kerkeling seinen Bestseller „Ich bin dann mal weg“ veröffentlichte, ist Pilgern auch in Deutschland modern geworden. Der Jakobsweg wurde zu einem globalen Phänomen und es entstanden viele Sachbüchern und sogar Spielfilme.
Diese Woge der Begeisterung ist noch lange nicht abgeebbt. Und so ist es kein Wunder, dass sich zwei weitere Filmemache ins Wasser (pardon: auf den Weg) begeben haben. mit. Für ihr Werk „Camino de Santiago“ radelten sie auf ihren Fahrrädern den Weg von der Schweiz nach Santiago de Compostela und weiter an die spanische Atlantikküste nach Finisterre, dem „Ende der Welt“. Klar, dass sie dabei auf den einen oder anderen Pilger trafen.
Pilger werden interviewt
Ziel war es vielleicht, ein möglichst breitgefächertes Panorama der Menschen entstehen zu lassen, die sich auf diese Pilgerreise begeben. Doch leider sind die Wortmeldungen der Pilger zu kurz und auf einen zu engen Ausschnitt begrenzt. Und: sie ähneln sich alle sehr. Alle wollen sich finden oder sich verlieren oder sich besinnen. Unsere Redaktion vermisst kritische Aspekte.
Was im Film aber deutliche wird ist, dass es im modernen Leben viele Situationen gibt, die die Menschen auf Dauer überfordern, sowohl im beruflichen Bereich wie im Privaten. Die Menschen wollen dem entfliehen und erhoffen sich, dass ihnen dies auf dem Jakobsweg gelingen wird. Was die Meisten aber nicht realisieren. Diese neue Pilgerwelle, dieses Pilgern abgekapselt von den religiösen Ursprüngen, ist ein weiterer moderner Baustein des Lebens geworden. Sie selbst finden ist auf einem Urlaubstripp nur begrenzt möglich.
Wenig kritisch
Aber vielleicht wollten die Filmemacher keinen kritischen Blick auf den Jakobsweg und sein Phänomen werfen. Sie zeigen bunte Aufnahmen von Steinen und Blumen, von historisch oder modern ausgerüsteten Wanderern. Sie bieten viele Luftaufnahmen von Kirchen und Kathedralen. Leider fügen sich nach unserem Eindruck die Bilder des Films nicht zu einer Einheit zusammen. Der Film ist mehr ein Fotoalbum denn eine Geschichte.
uwe umbach
Ich bin über o.g.Beurteilung nicht verwundert,aus dem Film ist ein nichts besonderes geworden,warum wohl? Die wahren Geheimnisse kann man nicht in ein paar Worten, Blumen oder Landschaftsbildern erkennen. Wer den Weg geht, hat sich in seinem Lebensraum(Alltag) verloren, begibt sich auf die Suche nach seinem wahren „Ich „,sich wiederzufinden erlebt durch die langen Wochen des Laufens sich endlich wieder , beurteilt sich und erlebt eine neue zuversichtliche konstruktive Motivation mit Frohgemut einhergehend. Dieser Pilgerweg steht eher den der Pilgerten zu die o.g.suchen und finden werden. Wer wirklich und echt Pilgert, lernt die Sprache des Weges kennen und verstehen
Buen Camino
uwe umbach
Zusatz: Der Urpilger sollte dem Pilger im 21.Jahrhundert ein Beispiel sein, ein Pilgerweg wurde Zufuss,per Pferd oder Esel bewältigt . NICHT mit dem Fahrrad! Das kommt einer x-beliebigen Radtour gleich.Der heutige Pilger erlebt, wenn er es darauf anlegt sich oeffnet der Natur ergibt und in Beduerfnisslosigkeit immer wieder auf sich zurueckfallen laesst das echte Pilgern;einhergehend mit seinen eigenen Füssen wahre gegangene 1,6 bis 1,8 Millionen Schritte zurücklegt .Unmerklich und jeweiter Du aus der heutigen Zivilisation heraus läufst desto deutlicher und klarer ,wertvoller empfindest Du. Erleben der einziartigen Augenblicke , des Endlosen Horizonts, Eindrücke ,Begegnungen. Fuer nicht wenige ein langer Weg;aber Zeit genug des Aufarbeitens seines Lebens.Ein Befreiungsschlag bis ins Universum. Dieses in einem Film festzuhalten ist sicherlich für Steven Spielberg eine Herausorderung,jedoch wohl in einem kurzweiligem Interview mit verschiedenen Pilgern in heutiger Zeit ,die nur 2-4 Wochen Zeit haben ,in einem oberflächigem Gespräch enden. Diesen Weg sollte der Mensch ohne Zeitliche Begrenzung gehen,dann ist er wirklich frei und erkennt sich seiner.
Miram
Hallo Uwe, ich kann dir nur voll und ganz zustimmen. Mit dem Fahrrad auf Pilgertour gehen – das passt nicht zu dem Sinn und Zweck des Pilgerns. Auch, dass keine zeitliche Begrenzung für den Weg nach Santiago de Compostela vorgegeben sein sollte, ist richtig. Nur leider können das die Menschen in der modernen Zeit oft nicht realisieren (jedenfalls nicht vor dem Rentenalter).
uwe umbach
Hallo Miram,
da hast Du sicherlich recht,entgegen ich jedoch auf meinen Wegen festgestellt habe das doch viele junge Menschen und mittleren Alters unterwegs sind,einige gehen gleich nach Ende ihres Studiums,andere wieder in den Sommerferien und auch Menschen ,die sich bemühen Ihren Urlaub aufzusparen; und wenn dann der Chef ein gutes Herz hat gibt er noch 1 od.2 Wochen unbezahlten Urlaub dazu.
Möglichkeiten sind schon vorhanden,ich staune immer wieder was wer dazu imstande ist #seinen Weg # zu realisieren. Äußerungen, wie : Gut das ich das so gemacht habe kamen mir oefters zu Ohren ,Gratulation, die Mühen haben sich gelohnt und der Camino überschüttet denjenigen mit einer Flut aller seiner Schätze und bleibt mit seiner Nachhaltigkeit sehr stark in Erinnerung.
Die Erinnerung hilft im Alltag ,motiviert in dieser stressigen modernen Zeit und lässt im Inneren reifen : ich will wieder auf den Camino!
mucha suerte und BonCamino Uwe