Thron der Götter wird der 6714 Meter hohe Mount Kailash in Tibet genannt. Hindus und Buddhisten sowie Anhänger der alttibetischen Bön-Religion und der altindischen Jain-Religion verehren ihn. Den Kailash umgibt die schwierigste Pilgerroute der Welt. Es ist die Höhe, die viele Pilger zur Umkehr zwingt.
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Der Gipfel des Mount Kailash darf nicht betreten werden und es haben sich auch alle Bergsteiger daran gehalten. Es ist ein religiöses Tabu.
Der Mount Kailash ist ein weißer, ebenmäßiger Eisdom, der aus der braunen Hochebene Tibets aufragt. Er ist Heiligtum für vier Religionen. Einmal im Leben soll und will jeder Tibeter und jede Tibeterin zum Berg Kailash gepilgert sein. Für Tibeter ist die Pilgerreise zum Kailash das, was für die Muslime die Hadsch nach Mekka ist. Die Umrundung des heiligen Berges zu Fuß in Andacht und Gebet gibt Erlösung und Segen. Es ist der schwierigste Pilgerpfad der Welt. Die Pilgerroute verläuft auf 53 Kilometern zwischen einer Höhe von 4600 und 5700 Metern. Gefahren sind neben der Höhe Geröllfelder, steile Anstiege, vereiste Stellen, tiefe Schluchten, Neuschnee, Wetterstürze.
Für eine Umrundung des Kailash brauchen die Pilger drei bis vier Tage. Diese Umrundung nennt man Kora. Eine Kora entspricht einer Umdrehung des Lebensrades von der Geburt bis zum Tod. Eine Kora tilgt alle gegenwärtigen Sünden, so glauben die Tibeter. Zwölf Umrundungen des Kailash befreien auch von den Sünden aus früheren Leben. Und wer gar die Kora 108-mal schafft (das wären 5724 Kilometer), der wird mit dem Nirwana, dem buddhistischen Paradies, belohnt. 108 ist die heilige Zahl des Buddhismus.
Besonders gläubige Tibeter werfen sich 20.000-mal bei einer einzigen Kailash-Umrundung zu Boden!
Die Kora beginnt im Dorf Darchen, das auf einer Höhe von 4650 Metern liegt, an der Südseite des Kailash. Darchen ist die einzige Menschensiedlung hier. Jährlich reisen etwa 25.000 Pilger nach Darchen. Das sind, verglichen mit anderen Pilgerorten, die von Hunderttausenden begangen werden, sehr wenig. Doch das liegt nicht an der Religiosität und Spiritualität des Ortes, das liegt an den extremen Pilgerbedingungen.
Darchen ist nicht sehr attraktiv. Das Dorf hat nur wenige hundert Einwohner. Es gibt dort einen Schafmarkt und eine chinesische Kaserne. In der Hochsaison im Mai findet das Saga-Dawa-Fest statt. Dort wird Buddhas Erleuchtung gefeiert. Ein Lebensbaum aus Gebetsfahnen wird aufgestellt. Und die Pilger kommen in Massen. Man stellt hunderte von weißen Zelten auf: als Schlafstellen für die Pilger, als Ladenzelte, als Zelte für die religiöse Andacht.
Die Anreise zum Kailash erfolgt mit dem Flugzeug von Kathmandu in Nepal nach Lhasa in Tibet. Von Lhasa geht es 1200 Kilometer mit dem Geländewagen in fünf Tagen nach Westen – auf Schotterpisten über 5000er Pässe.
Auch Sven Hedin war am Fuß des Mount Kailash, am Manasarovar-See im Rakas-Tal. Er schrieb in sein Expeditions-Tagebuch zum Mount Kailash: „Beim Anblick des Schneejuwels sprangen alle unsere Leute aus dem Sattel und warfen sich mit der Stirn auf die Erde nieder.“
Der Manasarovar-See ist kreisrund und das Rakas-Tal sichelförmig. See und Tal sind Symbole für Sonne und Mond, für Ying und Yang, für positive und negative Kraft. Sie gehören zum Kailash Heiligtum. Um den Kailash herum entspringen auch vier Quellflüsse, die in alle vier Himmelsrichtungen fließen und zu den vier größten Strömen Südasiens, zum Indus, Brahmaputra, Sutlej und Karnali, der auch Zufluss des Ganges ist.
Die Kora, also die Umrundung des Mount Kailash, verläuft im Uhrzeigersinn. Nur die Anhänger der vorbuddhistischen Bön-Religion wandern anders herum. Der Pilgerweg beginnt flach, doch dann steigt die Route hinauf zum Totenfeld. Dort findet man Überreste von Luftbestattungen: Kleiderfetzen, Tragbahren. In Tibet werden Tote nicht beerdigt, denn der Boden ist zu hart, auch nicht verbrannt, denn das Feuerholz ist Mangelware. Sie werden rituell zerhackt und den wilden Tieren, den Wölfen und Geiern überlassen. Später sammelt man die Knochen der Toten ein, zerkleinert sie und bewahrt sie im Hausaltar auf.
Höchster Punkt bei der Kora ist der 5600 Meter hohe Drolma-Pass – gefürchtet bei allen Pilgern.
Reiseanbieter für die Kailash Tour ist:
www.dav-summit-club.de – Reisveranstalter des Deutschen Alpenvereins
Man kann die Reise aber auch in Lhasa oder Kathmandu (billiger) buchen. Einzelreisende sind nicht erlaubt. Die örtlichen Reiseagenturen stellen Reisegruppen bzw. Pilgergruppen zusammen.
Erst seit 1981 ist die Pilgerroute um den Kailash wieder zugänglich. Im Jahre 1950 wurde das theokratische Tibet vom jungen maoistischen China gewaltsam annektiert. Es wurden tausende Klöster zerstört, Mönche und Nonnen ermordet. Die Religionsausübung und somit auch Pilgerreisen wurden verboten.
Ein Wandel wurde in den 1980 Jahren eingeleitet. China gab außenpolitischem Druck nach und wollte auch den Tibet-Tourismus wiederbeleben. Man ließ viele Klöster wieder aufbauen und so findet man auch bei der Kailash-Umrundung wieder einKloster das Übernachtungen anbietet.
Seit 1985 dürfen auch westliche Ausländer den Mount Kailash umrunden. Sie dürfen allerdings nicht allein reisen und müssen unverkleidet sein; man will Fälle wie den als Bettelprediger über die verbotenen Grenzen gewanderten Heinrich Harrer verhindern.
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