Pilgerherbergen und Unterkunft am Jakobsweg

Bevor man sich auf die Pilgerreise begibt, sollte man sich über die Unterkünfte am Jakobsweg einen Überblick verschaffen.

Albergues und Refugios

Der Jakobsweg ist ein Fernwanderweg, der eine sehr gute Infrastruktur aufweist. Klassische Pilgerunterkünfte wird man vielleicht den modernen Hotels vorziehen. Es sind die Pilgerherbergen. In Spanien heißen sie albergues oder refugios. Man findet sie entlang des ganzen Jakobwegs und sie erlauben, sich Tagesetappen unterschiedlicher Länge zu setzen. Voraussetzung für eine Unterkunft in den Pilgerherbergen ist der Besitz eines Pilgerpasses. Ein Pilgerpass berechtigt zu einer Unterkunft für eine Nacht. Weitere Nächte kann man nur bleiben, wenn man krank oder verletzt ist. Im Normalfall sind die Refugios am Vormittag noch geschlossen. Sie öffnen am frühen Nachmittag und schließen zwischen 22.00 und 23.00 Uhr ihre Pforten. Allerdings sind viele Pilgerherbergen in der Hauptsaison Juli und August überfüllt. Man sollte also nicht zu spät eintreffen, will man nicht auf dem Boden schlafen. Vorbestellen kann man nicht. Pilgert man außerhalb der Saison, etwa im Winter, muss man sich darauf einstellen, das viele Herbergen geschlossen haben. Als beste Wanderzeit gilt die Zeit zwischen Mitte April und Mitte Juni sowie die Monate September und Oktober.

Für eine Übernachtung in einer Pilgerherberge muss man meist nicht mehr als 10 Euro ausgeben. Der Preis variiert jedoch je nach Ausstattung und Lage der Herberge. Viele Unterkünfte haben eine Küche zur Selbstversorgung, in anderen Unterkünften bekommt man einfach Gerichte angeboten. Einige Pilgerherbergen bieten aber auch lediglich eine Schlafmöglichkeit. Essen muss man sich anderswo suchen.

Die Pilgerherberge ist eine einfache Unterkunft. Luxus darf man keinesfalls erwarten, auch nicht von den sanitären Einrichtungen.

Pilgerherbergen sind wichtige Orte. Man trifft hier gleichgesinnte Menschen, kann sich austauschen und – man findet Freunde.

Sucht man Komfort auf seiner Reise, so findet man viele Pensionen oder Hotels entlang des Jakobweges.

Will man Einsamkeit, so hat man den Sternenhimmel als Ausweichmöglichkeit.

Lesetipp: Etappen des spanischen Jakobsweges

Pilgerherbergen am Jakobsweg

Die Übernachtung kann im Sommer, der Hochsaison, ein Problem darstellen: wo soll am die Nacht verbringen. Die Pilgerherbergen sind dann immer überfüllt. Es gibt offizielle, also staatliche, kirchliche oder kommunale Pilgerherbergen und private Pilgerherbergen. Daneben findet man Hotels, Hostales und Pensiones. Hier sind die Preisklassen aber recht unterschiedlich.

Verfügt man über einen Pilgerausweis, so hat man dadurch die Berechtigung, alle Einrichtungen der Pilgerherberge für eine Nacht zu benutzen. Eine zweite Nacht darf man nur dann in der gleichen Herberge verbringen, wenn man krank ist oder höhere Gewalt gegeben ist. Der Pilgerpass ist beim Einlass vorzulegen; dort wird er abgestempelt. Die meisten Pilgerherbergen muss man bis 8.00 Uhr am Morgen verlassen haben. Einlass gewähren die Pilgerherbergen frühestens ab 13.00 Uhr oder aber ab 16.00 Uhr. Einkehren kann man bis 22.00 oder – in Galicien – bis 23.00 Uhr. Pilger per pedes haben Vorrang vor Fahrradpilgern, die erst wesentlich später Einlass erhalten. Pilger mit Begleitauto sind unerwünscht. Plätze zu reservieren ist in den offiziellen Pilgerherbergen nicht möglich. Das ist in Privatherbergen anders. Dort wird eine Reservierung gern gesehen. Das gilt jedoch nicht in der Hauptsaison, also im Juli und August. Die Übernachtung in den Pilgerherbergen kostet zwischen 3 und 12 Euro. In Galicien ist sie kostenlos. Wenn es voll wird in den Pilgerherbergen, werden auch Notplätze zur Verfügung gestellt. Das kann ein Schlafplatz auf dem Fußboden sein!

 
 

Die Pilgerherbergen können auf eine lange Tradition zurückblicken. Im 11. und 12. Jahrhundert verbesserten sich die Reisebedingungen stark, was mit einer Zunahme der Pilger quittiert wurde. Unter königlicher Schutzherrschaft und auch in königlichem Auftrag wurden neue und bessere Wege angelegt und Gasthäuser eröffnet: die Pilgerherbergen. Doch bekanntlich ist nichts von ewiger Dauer: mit dem Rückgang des Pilgerwesens verfielen die meisten der alten Pilgerherbergen. Es ist noch nicht sehr lange her, da waren sämtliche Herbergen zweckentfremdet. Im Zeichen des Pilgerbooms jedoch sind neue Herbergen eröffnet worden. Man baute neu oder renovierte die alten Gebäude. Das Erlebnis Jakobsweg wird auch durch die Übernachtungen in den Pilgerherbergen mitbestimmt. Man kommt in Kontakt mit anderen Pilgern, sitzt abends mit ihnen zusammen und fühlt ein „Wir“. Die Herbergen befinden sich in unterschiedlicher Trägerschaft. Sie werden von Gemeinden, Pfarren, Klöstern oder durch örtliche Vereine erhalten und eingerichtet. Es steckt eine Menge ehrenamtliche Arbeit in diesen Unterkünften. Hervorzuheben ist die Region Galicien. Sie hat in eigener Trägerschaft eine Kette von Herbergen eingerichtet. In Sambol und Manjarin werden die Herbergen von Vereinigungen geführt, die sich als Nachfolger der mittelalterlichen Ritterorden bezeichnen. Die meisten Pilgerherbergen werden jedoch privat geführt, nicht aus Gründen der Nächstenliebe, sondern aus finanziellen Gründen.

Die Pilgerherbergen bieten oft nur eine Matratze. Für den Rest – sprich Decke oder Schlafsack – muss der Jakobspilger selbst sorgen. Bad und WC ist oft nicht ok, sondern äußerst mangelhaft. Landet man in einer Notunterkunft, so fehlt u.U. die Toilette oder Waschgelegenheit komplett.

Die offiziellen Pilgerherbergen verfügen über Küchen zur Selbstversorgung. Oft sucht man allerdings Besteck und Geschirr vergeblich. Liegen die Herbergen außerhalb einer Ortschaft, so wird es selbst dann mit der Selbstversorgung schwierig, wenn Kochutensilien da sind; die Lebensmittel können dann nicht so ohne weiteres besorgt werden. Die privaten Herbergen haben keine Küche; es ist erwünscht, im angeschlossenen Restaurant zu essen. Das mag schön sein, doch das frühe Frühstück wird wohl ausfallen, denn will man um 6.00 Uhr auf der Pilgerschaft sein, so sucht man vergeblich nach dem servierten Frühstück. Auch die Lebensmittelgeschäfte öffnen nicht vor 9.00 Uhr.

Der Zustand der Pilgerherberge hängt natürlich von den Hospedaleros ab, den Herbergsbetreuern. Diese arbeiten jedoch oft nur für einen überschaubaren Zeitraum ehrenamtlich in der Herberge. Was man wo antrifft, lässt sich deshalb nicht prognostizieren.