Camino Primitivo

Der Camino Primitivo ist der älteste aller Jakobsweg in Spanien. Fast 300 Kilometer zieht er sich durch die wilde Bergwelt Asturiens in Nordspanien. Er ist nicht nur der älteste Jakobsweg, sondern sicher auch einer der schönsten der Jakobswege.

Geschichte und Sage

Um das Jahr 820 nach Christus sah der Eremit Paio eines Nachts auf einem Hügel in der Nähe von Solovio im äußersten Nordwesten des heutigen Spaniens ein wundersames Leuchten. Sofort berichtete er dem Bischof Teodomiro von dieser Himmelserscheinung. Paio und der Bischof näherten sich daraufhin gemeinsam dem Hügel und fanden im Wald von Libredón eine einfache Grabstätte mit den Gebeinen des Apostels Jakobus. Bischof Teodomiro benachrichtigte anschließend den König von Asturien, Alfons II.

Der König brach sofort von Oviedo aus auf, um das Grab des Apostels Jakobus zu besuchen. Auf seinen Befehl wurde an der Grabstätte eine einfache Kirche errichtet, auf deren Fundamenten später die heutige Kathedrale von Santiago de Compostela erbaut wurde. So wurde der König von Asturien zum ersten Jakobspilger der Geschichte. Folglich ist der Weg, den er mit seinen Rittern durch die Berge und Wälder Asturiens nahmen, der älteste aller Jakobswege, der Camino Primitivo.

Der Camino Primitivo verlor im Laufe der Zeit jedoch immer mehr an Bedeutung und Zuspruch der Pilger. Der Camino Frances, der Französische Weg wurde zur Hauptroute. Auch in der Gegenwart pilgern mehr als die Hälfte aller Jakobspilger diese Hauptstrecke, jährlich ca. 150.000 Menschen. Den Camino Primitivo wählen dagegen nur etwa 15.000 Pilger als ihre Route zum Grab des Jakobus.

Gegenwart

Gerade die niedrigen Pilgerzahlen machen heute den Reiz des Camino Primitivo aus: er ist nicht überlaufen, man kommt nicht in überfüllte Pilgerherberen an und muss nicht im Gänsemarsch an berühmten Stellen des Weges vorüberziehen.

Natürlich fragt man sich, warum der Camino Primitivo so wenig besucht wird. Die Antwort ist einfach: er ist der anspruchsvollste der Jakobswege. Es geht über Schotterwege und durch Waldwege ständig bergauf und bergab. Aber der Weg ist schön: man wandert an blühenden Wiesen vorüber, durchstreift Eichenwälder, Kastanienwälder und andere Laubwälder, wandert über Almen, durchquert kleine, malerische Ortschaften, sieht romanische Kirchen und Kapellen.

Höhepunkte des Camino Primitivo

Einen Höhepunkt des Weges findet man sicherlich in dem mittelalterlichen Bergdorf Bodenaya. Dort liegt die Pilgerherberge, ein altes Steinhaus mit Kamin, des Herbergsvaters, der aus der spanischen Hauptstadt stammt. Er vermittelt ein Gemeinschaftserlebnis unter den Pilgern. Sie kochen zusammen, reden, singen und tauschen ihre Erfahrungen aus.

Ein weiteres Highlight des Jakobsweges ist die Etappe von Tinco nach Berducedo. Es ist die schönste Etappe des Camino Primitivo, aber auch die körperlich anstrengendste. Es sind an die 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Der weg führt zunächst über schmale Feldwege und durch dichte Eichenwälder. Ab Borres kann man wählen. Dort zweigt die sogenannte Hospitales-Route ab, die sehr steil zur Bergkuppe geht und weiter bis zum 1146 Meter höhen Pass del Palo. Unberührte Berglandschaften, traumhafte Stille und herrlicher Panoramablicke sind der Lohn für die Mühen des Anstiegs. Geier und wildlebende Pferde kann man hier ebenfalls entdecken. – Nun ist man in Galicien und hat eine grüne Hügellandschaft vor sich.

Dem Ziel nahe

Die Provinzhauptstadt Lugo ist eine der schönsten Städte Spaniens. Man erreicht sie nach mehreren Tagesetappen Wanderung durch einsame Landschaften Asturiens. Lugo wurde zur Zeit der Römer gegründet. Aus dem zweiten Jahrhundert stammt die noch vollständig erhaltende Stadtmauer der Stadt. Die historische Altstadt mit Kirchen, Kapellen und Palästen wird malerisch von ihr umschlossen.

Hinter Lugo ist es aus mit der Einsamkeit. Aber die Natur hat auch weiterhin viel Sehenswertes zu bieten, wenngleich man nun öfter über asphaltierte Wege pilgern muss.

In Melide mündet der Camino Primitivo in den Camino Frances. Nun reihen sich Pilgerherbergen an Pilgerherbergen und man ist inmitten des Massenpilgerns.

FAQ zum Camino Primitivo

Wie reise ich an?

Oviedo, in dem der Camino Primitivo beginnt, wird von verschiedenen Fluggesellschaften angeflogen, darunter Iberia und auch deutsche Gesellschaften.

Woher verläuft der Camino Primitivo?

Der Camino Primitivo beginnt in Oviedo und ist ca. 300 Kilometer lang. Es gibt einige Varianten. Er führt durch das Kantabrische Gebirge nach Melide in Galicien, wo er in den Camino Frances mündet.

Wann ist die beste Reisezeit?

Auf dem Camino Primitivo kann das ganze Jahr über gewandert werden. Im Winter findet man allerdings Schnee vor. Die Beste Zeit zum Wandern ist von April bis September.

Wo kann ich übernachten?

Nicht in jedem Dorf gibt es Pilgerherbergen oder andere Übernachtungsmöglichkeiten. Man sollte sich vor Beginn der Pilgerfahrt erkundigen.

Wo bekomme ich genaue Auskünfte?

Auskünfte zum Camino Primitivo erteilt das Spanische Fremdenverkehrsamt, Myliusstr. 14, 60323 Frankfurt.